1.Mannschaft : Spielbericht (2022/2023)

Siebleben feiert Remis gegen Wacker Gotha wie einen Sieg

Ein 0:0 bietet immer Raum für Interpretationen. Ärgert man sich über liegengelassene Punkte, oder hat man gar einen gewonnen? Am späten Samstagnachmittag war diese Frage auf dem Siebleber Sportplatz sehr einfach zu beantworten. Einerseits tanzten die einheimischen Spieler mit den zahlreichen Fans und feierten das Remis wie den Gewinn einer Meisterschaft. Auf der anderen Seite schlichen die Wacker-Akteure mit hängenden Köpfen in die Kabine.

Allein die Körpersprache verriet den Gemütszustand aller und erzeugte ein klares Bild, wer als gefühlter Gewinner vom Platz ging. „Das fühlt sich wie ein Sieg an. Wir wollten ein Zeichen setzen, Wacker ein Bein stellen. Die Disziplin und ein mega Torhüter haben uns das Remis gerettet – und natürlich, dass das Tor heute an der richtigen Stelle stand“, frohlockte ein bestens gelaunter Siebleber Trainer Kendy Burckhardt.

Seinem Gegenüber Norman Bonsack blieb nichts anderes übrig, als die bittere Pille eines erneuten Punktverlustes anzuerkennen. „Von der Anlage her waren wir sehr reif, haben uns viele Chancen herausgearbeitet. Es gibt halt so Tage, an denen du mit ’nem 0:0 nach Hause gehst, wenn keiner durchrutscht. Ich kann meinen Jungs keinen großen Vorwurf machen, aber mit dem Unentschieden treten wir auf dem Fleck“, befand er.

Aus Gästesicht war das Hadern mit dem Spielverlauf verständlich. Deutlich mehr vom Geschehen hatte Wacker, bestimmte über große Strecken die Szenerie. Einzig im Abschluss ließen die Gothaer Konsequenz vermissen – überproportionales Pech inklusive.

Gleich dreimal stand das Aluminium einem Gästetreffer im Weg. Kurz vor der Halbzeit scheiterte Robin Weida flach am linken Pfosten (44.), nach dem Wechsel Younes El Antaki per Kopf an der Unterlatte und Dominik Döbereiner flach am Innenpfosten zweifach in kurzer Zeit (60./63.). Das Siebleber Tor schien wie vernagelt, was aber auch am sensationell parierenden Torwart Kai Wehner lag. Dieser blieb bei den zahlreichen Standards und Ecken genauso Sieger wie im Eins-gegen-eins mit Niklas Wiesner, der ihn aus einem Meter anschoss (57.).

Die Hausherren kämpften derweil leidenschaftlich um ihr 0:0, standen in der Defensive taktisch geschickt und nahmen Patrick Scholz sowie El Antaki ganz klassisch in Manndeckung. Dies ging zwar zu Lasten der Offensive, zahlte sich unterm Strich aber aus. Den ganz großen Wurf verpassten Michele Lehmann, der aus 35 Metern über Torwart Frederic Büttner, aber auch neben das Tor schoss (32.), und Marcel Votava. Dessen Versuch lenkte Wackers Keeper gerade so über den Kasten (81.).

So blieb es beim torlosen Unentschieden, was auch an einer großartigen Fairplay-Geste lag. Als der verletzt im Strafraum liegende Elias Herr das Abseits aufhob und El Antaki völlig frei vor dem Tor stand, brach er den Angriff ab, statt ins leere Gehäuse zu schießen (28.). Eine Aktion der Extraklasse, die dem Angreifer aber nicht nur Lob einbrachte. So haderten einige Mitspieler mit dieser Art des Fairplay, hätte ein Tor das Geschehen doch in die aus ihrer Sicht richtige Bahn gelenkt.

Von Thomas Rudolph