Offene Gedanken eines Trainers

Lars Bethmann, 09.04.2019

Offene Gedanken eines Trainers

Liebe Spieler, Trainer, Eltern, Großeltern, Bekannte, Fans und Unterstützer unseres Vereins!

Ich möchte mich mit diesem Brief an Euch wenden, weil sich insbesondere bei einigen Trainern und mir persönlich einiges an Gedanken aufgestaut hat, was ich hier gar nicht alles aber zumindest einen Teil mal anbringen möchte.

Zu aller erst möchte ich mich bei jedem für die bisherige Unterstützung bedanken, sei es bei Fahrten zu Auswärtsspielen, sei es bei Arbeitseinsätzen oder bei jeglicher Aktion oder Nachfrage findet sich immer der ein oder andere, der die Zeit findet, uns Trainer und den Verein zu unterstützen. Leider finden sich auch hier meiner Meinung noch zu wenige, es sind oft immer dieselben Gesichter. Hier sind wir immer wieder auf Eure Unterstützung angewiesen! DANKE!

 

Ich möchte hier das ein oder andere ansprechen, um die Sichtweise des Vereins (insbesondere der Nachwuchsleitung) darzustellen.

Jegliche sportliche Verantwortung und damit Entscheidungsgewalt liegt beim Trainerteam.

Wir entscheiden unter anderem darüber, welcher Spieler in welcher Mannschaft eingesetzt wird. Wir entscheiden über die Trainingsinhalte und über die Art und Weise wie wir die Kinder betreuen; ob wir nun in Jürgen Klopp Manier am Spielfeldrand agieren oder eher still beobachten.

Ich habe persönlich den Eindruck, dass vieles innerhalb der Elternschaft besprochen und auch kritisch gesehen wird. Das ist grundsätzlich nicht verkehrt. Aber ich kann mich des Eindruckes nur schwer erwehren, dass das Verhalten der Trainer, unsere Trainingsmethoden, unser Verhalten bei den Spielen, ja jegliches Handeln von uns mehrheitlich negativ bewertet wird.

Hier wünsche ich mir mehr positive Unterstützung. Man muss nicht alles gut finden, was wir machen. Aber als Eltern sollte man den Trainern insoweit vertrauen, dass sie das, was sie tun, aus bestimmten Gründen tun, die nicht in jedem Fall bis ins Detail mit jedem Elternteil ausdiskutiert oder begründet werden können.

Weiterhin ist es für die Motivation der Kinder nicht förderlich, schon vor den Spielen eine negative Stimmung zu verbreiten. Bestärkt die Kinder in ihrem Tun und tröstet sie nach Niederlagen. Das motiviert die Kinder und erleichtert uns als Trainerteam die zielgerichtete erforderliche Kritik. Fehler dürfen angesprochen werden, auch von euch Eltern. Aber tröstet eure Kinder nicht damit, dass die Fehler woanders liegen; beim Gegner (viel zu stark), beim Trainer (falsches Training, falsche Aufstellung) oder beim Mitspieler (zu schwach, zu egoistisch,...). Fehlerkultur beginnt bei einem selbst und bei einem Mannschaftssport leistet jeder seinen Beitrag zum Erfolg und zum Misserfolg; Eltern, Trainer, Spieler und andere Beteiligte. Aber jeder hat es selbst in der Hand, aus Fehlern zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen als zuvor.

Sollte es doch zu offenen Fragen kommen, bitte ich um einen offenen Diskurs mit dem betreffenden Trainer oder Trainern. Weiterhin stellen wir uns als Trainer immer wieder die Frage, wie bekommen wir unsere Spieler noch mehr motiviert. Ich denke zu beobachten, dass so langsam aber sicher der Fußball nicht mehr so wichtig ist wie andere Sachen.

 

Hierzu einen kleinen Denkanstoß:

Stellen wir uns als Eltern mal die Frage, wie viel Zeit investieren unsere Kinder in PlayStation spielen, Videos auf YouTube mit dem Handy schauen und ähnlichen Aktivitäten außerhalb von Schule und Fußball? 

Und wie viel Zeit verbringen sie beim Fußball. Ich habe es mal für uns grob überschlagen.

Bis zu zwei Stunden Training 2x pro Woche und ein Spiel am Wochenende mit maximal 3h Zeitaufwand. So kommen wir auf eine Zeit von ca. sieben Stunden pro Woche, ohne Fahrzeiten und ähnlichem, die sich unsere Kinder auf den Fußball konzentrieren sollen. Hier verlangen wir als Trainer die volle Konzentration auf das Wesentliche, Fußball!

Wir spielen mit all unsern Nachwuchsteams in den höchsten Thüringer Ligen. Zum Beispiel unsere D-Junioren spielen seit dieser Saison in einer ergebnisoffenen und Talenteliga, völlig ohne Druck hinsichtlich eines Auf- bzw. Abstiegs. Hier könnten wir unsere Trainingsziele voll umfänglich angehen. Wir haben die Möglichkeit, uns mit Thüringens „stärksten“ Juniorenmannschaften zu messen. Hier zeigt sich, wie Motivation Ehrgeiz und die Umsetzung der Trainingsinhalte, gemessen an diesen Mannschaften, zur erfolgreichen Gestaltung eines Spieles führen können. Hier werden uns aber auch sofort unsere Schwächen aufgezeigt, an denen wir im Training arbeiten können und wollen.

Da nicht jeder Spieler von Beginn an oder in der „Ersten“ Mannschaft spielen kann, dass jeder aber zu seinen Spielzeiten gelangt und sich mit anderen messen kann, haben wir oft eine zweite Mannschaft. Auch das ist eine Herausforderung, weil es keine Spiele gegen wesentlich unterlegene Gegner mehr gibt. Spiele mit zweistelligem Ergebnis, die unsere Kids und Eltern insbesondere noch in F- und E-junioren erlebt haben bzw. erleben, sind die Ausnahme.

Nun sollte es für jeden Spieler der vermeintlich zur „Zweiten“ gehört eine Ehre und Herausforderung sein, eine Einsatzchance in der „Ersten“ zu bekommen. Gleichzeitig sollte jeder vermeintliche Spieler der „Ersten“ die Chance eines Einsatzes in der „Zweiten“ so nutzen, dass er dort Verantwortung übernimmt, seine Mitspieler führt und so seine Fähigkeiten für die Mannschaft einbringt.

Wir wollen die Kinder zu bestmöglichen Spielern ausbilden. Entscheidend ist dafür, dass wir bei siegreichen Spielen die Gewissheit haben, Gelerntes erfolgreich umgesetzt zu haben.

Bei Niederlagen ist der Ärger und erste Frust vollkommen legitim. Wichtig ist aber, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und aus den gemachten Fehlern zu lernen, fleißig und regelmäßig zu trainieren. Erfolg ist dann eine logische Konsequenz.

Wer in welchem Team spielt, bestimmen viele Faktoren. Fest steht, dass es in jeder Mannschaft einen gewissen Stamm an Spielern gibt, der die Mehrheit der Spiele in einer Liga absolviert. Trotzdem sind wir als Trainer immer bestrebt, nach Beachtung aller Wechselregularien und anderer Umstände dem ein oder anderen Spieler an die „Erste“ heran zu führen und dem ein oder anderen Spieler in der zweiten Mannschaft Gelegenheit zu geben, Führungsverantwortung zu übernehmen.

Jeder Spieler hat aber zu einem nicht unerheblichen Maß, Gelegenheit seine Spieleinsätze und -zeiten mitzubestimmen. Das geht vor allem über die Trainingsbeteiligung und die dort gezeigte Bereitschaft, Vorgegebenes umzusetzen, die Bereitschaft, auch mal über den Punkt der ersten Erschöpfung hinaus zu gehen und für den Mitspieler mitzukämpfen. Das zusammen mit allen anderen Einflussfaktoren bestimmt mit, wer wann wo spielt. Die Entscheidung darüber treffen die Trainer! Das muss allen Eltern bewusst sein und sollte den Kindern auch so vermittelt werden. Die reine Erwartungshaltung der Eltern oder Großeltern entscheidet nicht über den Einsatz eines Spielers in einer Mannschaft.

Anspruch von Verein und Nachwuchsleitung ist es, im besten Falle in jeder Altersklasse zwei Mannschaften zu haben. Das Vereinskonzept zur Nachwuchsausbildung sieht vor, dass die jeweiligen Jahrgänge zusammen trainieren. Trotzdem kann es Trainingsgruppen geben. Ob das nun Trainingsgruppe D1 und D2, Trainingsgruppe stark und schwach oder Trainingsgruppe rot, gelb und blau sind, entscheiden wiederum die Trainer.

Wir im Trainerteam setzen das Konzept des Vereins nach bestem Wissen und Gewissen um. Aber auch wir lernen ständig dazu und hinterfragen uns. Nichts ist in Stein gemeißelt, aber nicht alles muss ständig hinterfragt und ausdiskutiert werden.

Verein und Trainerteam sind für jegliche Anregungen und Hinweise offen. Sprecht uns an!

Wer sich berufen fühlt, sein Wissen an die Kinder weiter geben zu wollen oder die Trainer bei dieser scheren Aufgabe zu unterstützen - der Verein sucht ständig engagierte Trainer und Betreuer.

 

In diesem Sinne Wacker voran!


Quelle:der NWL bekannt