„Wacker ist ein spannendes Projekt“

Thomas Fiedler, 28.05.2021

„Wacker ist ein spannendes Projekt“

Ex-Bundesliga-Profi Alexander Ludwig kehrt als Trainer zum Landesklässler zurück und übernimmt mit Lars Bethmann

 von Thomas Rudolph

Gotha. Alexander Ludwig ist zurück beim FSV Wacker Gotha. Der 37-jährige Wechmarer, der zuletzt die U15 von Erzgebirge Aue trainierte, übernimmt zusammen mit Lars Bethmann das Trainer-Amt beim Fußball-Landesklässler, der sich ehrgeizige Ziele gesetzt hat. Unsere Zeitung sprach mit dem ehemaligen Bundesliga-Profi, der über die A-Lizenz verfügt, über die neue Herausforderung, Unterschiede zwischen den Trainerstationen und den schwierigen Start nach der langen Pause.

Nach einem Jahr bei der U15 von Erzgebirge Aue kehren Sie zum FSV Wacker Gotha zurück. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Einmal die spannende Perspektive, die mir Norman Bonsack (neuer sportlicher Leiter der Herren/d. Red.) und Präsident Thomas Fiedler aufgezeigt haben. Die Gespräche verliefen super, das ganze Projekt ist spannend. In Aue habe ich viele Erfahrungen sammeln können. Es war schön, mal wieder ein Nachwuchsleistungszentrum gesehen zu haben und dort arbeiten zu können. Das hat mir auch viel Spaß gemacht. Allerdings musste ich auch jeden Tag von meinem Wohnort Gispersleben zwei Stunden hin- und zurückfahren. Wenn man ehrlich zu sich ist, war es mehr Aufwand als Ertrag. Ich wollte wieder näher in die Heimat. Das ist mir in Gotha gegeben.

Was hat Ihnen sportlich das Jahr im Erzgebirge gebracht?
Leider wenig Spiele, aber dennoch viel Erfahrung, was die tägliche Trainingsarbeit angeht. Gerade in dieser Zeit war das schwierig. Wie steuere ich ein Training, wie gehe ich mit den Jungs um? In diesem Alter hängen auch die Eltern viel mit drin. Aber das war schon gut, auch die Abstimmung mit den anderen Leuten im NLZ. Ich habe viel Input bekommen.

Sie bilden nun mit Lars Bethmann ein Trainer-Duo. Wie darf man sich die anstehende Zusammenarbeit vorstellen?
Wir sind ein Team. Lars ist seit Jahren da, kennt hier im Kreis Hund und Katz, ist sehr hinterher und weiß viel mehr als ich. Auch hat er mehr Erfahrung im Trainerdasein. Ich bringe meine Erfahrung als Spieler mit und die Art, wie ich mit den Jungs umgehen möchte. Der Mix im Team ist gegeben. Wenn wir alle zusammenarbeiten, ist die Qualität richtig gut.

Ist es ein Vorteil, dass Sie einen großen Teil der Mannschaft noch von früher kennen, gar mit ihnen zusammengespielt haben?
Ja. Ich kenne sie von ihren sportlichen Leistungen von vor zwei Jahren, brauche also nicht mehr so lange, um mich reinzufuchsen. Klar ist aber auch: Am Ende bin ich ein neuer Trainer und es geht bei null los. Ich hoffe, dass es bald scharf geht und wir wieder auf den Platz dürfen.

Sie verließen Gotha als U19-Trainer, nun coachen Sie ein Männerteam. Sind die Unterschiede groß?
Oh ja. Im Nachwuchs musst du nicht nur die Jungs viel coachen, sondern bist ein Begleiter auf dem Weg ins Erwachsenenleben. In der jetzigen Mannschaft habe ich Männer um mich rum, die mitten im Leben stehen. Klar sind da ein paar dabei, die man auch an die Hand nehmen muss. Aber ich denke, dass mein Typ im Herrenbereich besser ankommt. Deshalb wollte ich auch keine Mannschaft unterhalb der U15 trainieren. Der neue Trainerjob ist auch eine Umstellung für mich, aber ich freue mich darauf.

Die Mannschaft hat ein halbes Jahr nicht gespielt, keinen Rhythmus. Passen Sie die Vorbereitung an die Gegebenheiten an?
Ja, darüber habe ich auch schon mit den Spielern geredet. Nach dieser Pause können wir nicht von 0 auf 100 einsteigen. Da gilt es erst einmal, Grundlagen zu schaffen. Klar hatten die Jungs ihre Trainingspläne und sind gelaufen. Dennoch braucht es viele Stabilitätsübungen und Muskelaufbau und nicht nur einen Ball, mit dem drauf losgebolzt wird. Sonst haben wir gleich zu Beginn fünf, sechs Verletzte.

Wann soll der Trainingsstart erfolgen, wie verschaffen Sie sich bis dahin eine Kaderübersicht?
Wir stehen im regen Austausch, haben viele Sachen besprochen, auch mit den Zugängen und Abgängen. So werden uns Christoph Holland-Moritz und Georgian-Armando Simin verlassen, ein weiterer Spieler kommt wohl noch hinzu. Ich persönlich wünsche mir, Anfang Juli einsteigen zu können.

Wacker hat vier externe Spieler geholt, zudem rücken fünf Junioren auf. Waren Sie bei deren Verpflichtungen im Bilde?
Ich habe mich mit Norman und Lars ausgetauscht. Sie kennen die Jungs persönlich, ich kann mich auf die beiden verlassen. Das richtige Kennenlernen gibt es aber natürlich erst, wenn es mit dem Training losgeht.

Welchen Stil würden Sie gerne spielen?
Offensivfußball, weil ich den selbst gerne gespielt habe. Jeder Spieler ist heiß darauf, ein Tor zu erzielen. Allerdings wollen wir erst schauen, was der eigene Stall hergibt und die Füße stillhalten. Ich will schauen, welcher Spieler wo seine Qualitäten hat, was das Beste für die Mannschaft ist. Ob wir dann „Attacke“ spielen oder eine andere Taktik wählen, wird sich zeigen.

Auch mit den Verstärkungen im Rücken setzt sich der Verein große Ziele und möchte in die Verbandsliga aufsteigen. Setzt Sie das unter Druck?
Unter Druck nicht. Es ist auch mein Ziel, dass, wenn ich eine Mannschaft übernehme, diese so gut wie möglich abschneidet. Ob es so kommt, muss man sehen. Da gibt es wieder andere Faktoren, etwa müssen die Spieler von Verletzungen verschont bleiben.

Glauben Sie an einen geregelten Saisonstart?
Ich hoffe es. In Erfurt sind die Inzidenz-Werte ok und es geht recht fix. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Fußballteams zeitnah wieder ins Training einsteigen dürfen. In Gotha sieht es noch ein wenig anders aus. Ich drücke uns allen die Daumen, dass es Anfang Juli wieder losgeht.

Quelle: Thomas Rudolph, Thüringer Allgemeine, Sportredaktion