Spieler, Trainer, Schiri

Torsten Graf, 27.04.2014

Spieler, Trainer, Schiri

"Wenn ich den Geist von Wacker Gotha benennen müsste", sagte einmal Präsident Thomas Fiedler, "dann steht dafür Johannes Drößler: Er ist Spieler, Schiedsrichter und Trainer in einer Person. Mit anderen Worten, der Junge brennt für den Fußball." Der Junge ist 17 Jahre alt, besucht die Abiturklasse des Wirtschaftsgymnasiums in Sundhausen. Und Fußball ist in der Tat die Welt, um die sich bei ihm (fast) alles dreht.

Dabei, sagt er, sei der Spieler mittlerweile in den Hintergrund gerückt. "Schiedsrichter ist ein Job, der viel, viel Zeit fordert. Und die Ansetzungen sind so, dass ich für die Mannschaft keine wirkliche Stütze mehr sein kann." Deshalb beschränkt sich das Fußballspielen für Johannes Drößler derzeit auf die Trainingseinheiten. Traurig ist er darüber nicht. Denn die Leidenschaft fürs Pfeifen hat den jungen Mann erwischt. Ihm macht es Spaß, Spiele zu leiten, und zwar so, dass sie ordentlich über den Rasen gehen und auch den Akteuren Spaß machen. Den Anfang nahm die Begeisterung bei einem Wacker-Turnier, das Dirk Honnef und Steven Greif leiteten. "Ich fand gut, wie die beiden arbeiteten", gesteht Johannes. Gespräche mit den beiden Schiedsrichtern taten ein Übriges, um das Feuer in ihm zu entfachen. "Dirk Honnef hat mir damals eine gelbe Karte geschenkt", erinnert er sich, "und Steven hat mir gesagt, was ich tun muss, um Schiri zu werden."

Also hat der junge Mann einen Lehrgang absolviert, das war 2010. Seine ersten Spiele leitete er im Nachwuchsbereich, allerdings gleich auf dem Großfeld. "Das war wie ein Sprung ins kalte Wasser, aber ich denke, das hat mir auch geholfen." Heute pfeift der 17-Jährige Spiele in der Kreisoberliga, erste Meriten hat er sich auch schon in der Landesklasse verdient. Am Ende der Ferien ist er hier wieder im Einsatz, wenn er das Spiel zwischen Bad Tennstedt gegen Gebesee pfeift.

Besonders gern erinnert sich Johannes Drößler an die Kreisoberliga-Begegnung zwischen Dorndorf und Vacha im vergangenen November. "Das habe ich mit Mario Saal und Manfred Fischer als Assistenten geleitet. Das war ein Derby, das fast 400 Zuschauer angelockt hat. Da macht es natürlich Spaß zu pfeifen." Auch wenn es aus den Reihen der Fans immer wieder unqualifizierte Bemerkungen gibt. "Das ist ärgerlich", sagt Drößler, "aber auch das gehört zum Fußball dazu." Das Spiel in Dorndorf hat er damals souverän geleitet, seine Entscheidungen wurden von beiden Mannschaften anerkannt. Der Gastgeber übrigens gewann mit 5:0.

Der Schiedsrichter Drößler findet neben der Schule noch Zeit, die G-Junioren von Wacker zu trainieren. Das kam eher so nebenbei. Denn Vater Drößler - wie auch schon Johannes Großvater - trainiert seit Langem schon den Wacker-Nachwuchs. Der Sohn hat ihn dabei oft begleitet. Und so kam es, dass er fast automatisch bei den Kindern der G-Junioren landete. "Das macht natürlich auch viel Spaß", sagt er. Es sei einfach spannend zu sehen, wie sich innerhalb einer Saison die Knirpse entwickeln. Nicht nur spielerisch, sondern auch in ihrer Persönlichkeit. In dieser Saison gab es für die G-Junioren von Wacker ordentlich was zum Feiern: Sie gewannen mit ihren Trainern Drößler und Epperlein die Großkreismeisterschaft.

Dass er seiner Leidenschaft frönen kann, ist Johannes Drößler nur möglich, weil er aus einer fußballverrückten Familie kommt. Selbst seine Mutter, die mit diesem Sport anfangs gar nichts am Hut hatte, verpasst mittlerweile kaum noch ein Spiel. Und wenn der 17-Jährige zum Spiel gefahren werden muss, übernimmt diesen Job die Oma. "Ohne sie wäre ich aufgeschmissen", sagt Johannes.

Noch ist der junge Mann Schüler. Was er einmal werden will, weiß er noch nicht. Doch wenn es der künftige Beruf nötig macht, wird er den Fußball hintenan stellen. Die Pfeife will er dabei allerdings nicht an den Nagel hängen. "Das wird mein Hobby bleiben." Sein großes Vorbild ist Steven Greif aus Westhausen. Der pfiff unlängst sein erstes Länderspiel. Johannes sieht trotz aller Erfolge seine Schiedsrichterzukunft realistisch.

"Natürlich kann man damit sein Geld verdienen, wenn man aber weiß, dass in der ersten und zweiten Bundesliga lediglich 40 Schiedsrichter - von 80 000! - zum Einsatz kommen, weiß man, wie schwer es ist, dahin zu kommen." Für Johannes Drößler ist Pfeifen ein Spaß, an dem er zwar festhalten will, doch Priorität hat die berufliche Zukunft.

 

Von Klaus-Dieter Simmen


Quelle:TLZ