1.Mannschaft : Spielbericht (2011/2012)

Köstritzer-Landespokal
Viertelfinale - 12.11.2011 13:00 Uhr
FSV Wacker 03 Gotha   FC Rot-Weiß Erfurt
FSV Wacker 03 Gotha 1 : 3 FC Rot-Weiß Erfurt
(0 : 1)

Spielstatistik

Tore

Norris Höhn

Assists

Marian Spanier

Gelbe Karten

Rainer Behnke, Christian Heim, Christian Hatzky

Gelb-Rote Karten

Michael Habichhorst (64'), Bastian Bischof (93')

Rote Karten

Oliver Göschick (76')

Zuschauer

1334

Torfolge

0:1 (40')FC Rot-Weiß Erfurt
1:1 (71')Norris Höhn per Kopfball (Marian Spanier)
1:2 (86')FC Rot-Weiß Erfurt
1:3 (90+6')FC Rot-Weiß Erfurt per Elfmeter

Zwei Seiten der Medaille

Wacker bringt beim 1:3 im Pokal Erfurt ins Wanken - Aber fader Beigeschmack

Gotha. Gut gekämpft, den Rot-Weißen Paroli geboten, wacker geschlagen - natürlich hat sich Wacker Gotha im Viertelfinale im Landespokal beim 1:3 (0:1) gegen den FC Rot-Weiß Erfurt tapfer aus der Affäre gezogen. Die La-Ola-Welle der Spieler und der Applaus der Zuschauer nach der Partie sprechen Bände. Ein Zweiklassenunterschied war während der 90 Minuten nicht zu erkennen.

Das lag zum einen an Erfurt, das nicht mehr machte als es musste und nach vorne ziemlich ideenlos war. Das lag zum anderen an den Gothaern, die konzentriert und mit Kampfgeist zu Werke gingen und sich diesmal kaum Fehler in ihrem Spiel leisteten. Bis zur 85. Minute stand das Spiel beim Stand von 1:1 auf des Messers Schneide.

Aber Gotha stand zu diesem Zeitpunkt nur noch mit neun Mann auf dem Feld. Michael Habichhorst (Gelb/Rot nach wiederholtem Foulspiel) und Oliver Göschick (grobes Foul von hinten - glatt Rot) mussten das Spielfeld verlassen. Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, wann der Favorit trifft, und sei es in der Verlängerung.

Die Wackeren versuchten mit hart geführten Zweikämpfen den Gegner zu beeindrucken. Das sei auch teilweise gelungen, gab Erfurts Trainer Emmerling nach der Partie zu. Doch das körperbetonte Spiel nah an der Grenze des Erlaubten wurde in Halbzeit zwei ein paar Mal überschritten. Bei einigen übermotivierten Spielern brannten bald alle Sicherungen durch. Bastian Bischof war schon Mitte der ersten Halbzeit Gelb/Rot gefährdet - hielt dann bis zur 90. Minute durch, ehe er aufgrund Reklamierens mit Gelb/Rot vom Platz musste. Göschicks Grätsche war unnötig und brachte das Team auf die Verliererstraße. Tiefpunkt aber war Michael Habichhorsts Kopfstoß gegen Schiedsrichter Oliver Lossius. Letzterer hatte zugegeben mehr damit zu tun, sein gelbes Hemd zur Schau zu stellen. Dazu hielt Lossius beharrlich am Regelwerk fest und kannte kein Pardon: Habichhorsts zweite gelbe Karte und der Elfmeter - dabei zog Christian Heim noch zurück - gehören wohl in die Kategorie kann man geben, muss man nicht.

"Holzertruppe", "unfaires Spiel", "Zidane und Materazzi in Gotha" musste Wacker sich während und nach dem Spiel gefallen lassen - und ganz Fußball-Ostdeutschland schaute zu.

Schnell versuchte man nach dem Schlusspfiff die Wogen wieder zu glätten, um das Positive aus dem Spiel mitzunehmen. Wacker-Trainer Holger Bühner machte seinem Team ein großes Kompliment, obwohl er sich gewünscht hätte, dass seine Mannschaft für mehr Gefahr im Angriff sorgen würde.

Die Platzverweise seien der Folge eines Schusses zuviel Motivation geschuldet, da auch viele Wacker-Spieler früher selbst mal bei Rot-Weiß gespielt hätten, sagte Bühner. Ansonsten seien es "keine groben Foulspiele" gewesen. Lediglich die rote Karte gegen Oliver Göschick sei berechtigt gewesen und "völlig dumm", sagte Bühner.

Zurück bleibt für Wacker Gotha ein fußballerischer Jahreshöhepunkt, bei dem der große Favorit ins Wanken gebracht wurde. Zurück bleibt aber auch ein fader Beigeschmack.


Von Sascha Richter


"Ein Schuss zu viel Motivation ..."

Landespokal: Erfurt siegt mit Mühe - Drei Platzverweise

Gotha. Es brauchte einige Zeit, ehe sich die Gemüter im Gothaer Lager nach dem 1:3 und gleich drei Platzverweisen im Duell mit den Rot-Weißen aus Erfurt beruhigt hatten. Auch Trainer Holger Bühner, der noch nach dem Schlusspfiff wutentbrannt Richtung Schiedsrichter gerannt war und nur mühsam aufgehalten werden konnte, schlug später ruhige Töne an: "In meiner Mannschaft haben neun Akteure gestanden, die lange Zeit bei Rot-Weiß waren. Da war bei denen vielleicht ein Schuss zu viel Motivation im Spiel."

Der erst 21-jährige Oliver Lossius lag dabei in seinen Entscheidungen aber aber richtig. So sah der erst kurz zuvor verwarnte Michael Habichhorst wegen Meckerns Gelb-Rot - und stieß danach sogar noch dem Schiedsrichter seinen Kopf in den Magen (63.). Auch über das Rot für Oliver Göschick nach üblem Foul an Olivier Caillas musste man nicht diskutieren (75.), ebenso nicht über die Ampelkarte für Bastian Bischof wegen Meckerns, nachdem Erfurts Denis Weidlich elfmeterreif gefoult wurde (90.+2).

Womöglich hätte der Oberligist ohne diese Disziplinlosigkeiten sogar für eine Überraschung sorgen können. Denn der FC Rot-Weiß hatte diesmal wahrlich nicht seinen besten Tag erwischt. Erfurt war in diesem Duell zwar permanent dominant, offenbarte im Vorwärtsgang aber Schwächen. Gotha machte dem Favoriten dabei lange Zeit das Leben schwer, agierte vor dem eigenen Strafraum fast mit einer Sechserkette.

Selbst nachdem Dominick Drexler kurz vor der Pause nach langem Pass von Tom Bertram die Führung gelang, gab das keine Sicherheit. Im Gegenteil. In Unterzahl gelang den Gastgebern im zweiten Abschnitt sogar der Ausgleich, den der zuvor eingewechselte Norris Höhn per Kopf erzielte. Als danach die Hektik auf dem Rasen immer größer wurde, setzte sich Rot-Weiß schließlich doch noch durch. Der eingewechselte Kapitän Rudolf Zedi aus Nahdistanz und Nils Pfingsten-Reddig vom Elfmeterpunkt verhinderten letztlich eine erneute Pokal-Blamage. "Das Weiterkommen war das einzig positive an unserem Spiel", atmete Erfurts Stefan Emmerling tief durch. Im dritten Anlauf hatte seine Truppe endlich wieder das Halbfinale erreicht. Für das drückt Holger Bühner seinem Ex-Verein nun die Daumen: "Ich gehe davon aus", sagt er, "dass Rot-Weiß Thüringen im DFB-Pokal würdig vertreten wird. Alles andere wäre eine Katastrophe." Mit seinen Karten-Sündern aber wird Bühner in den nächsten Tagen noch ein ernstes Wort zu reden haben ...


Von Thomas Czekalla


Angriff auf Schiedsrichter: Gothaer Fußballer im Stile von Zidane

Nach Angriff auf den Schiedsrichter droht Habichhorst ein juristisches Nachspiel. FC Rot-Weiß Erfurt müht sich zum 3:1-Pokalsieg gegen Wacker Gotha.

Gotha. Diesmal war sich Wacker Gotha sicher. Die Spielerpässe waren alle ordnungsgemäß zur Kontrolle bereit. Ein erneutes Gerichtsverfahren beim Sport- oder gar Verbandsgericht konnte Wacker in dieser Hinsicht ausschließen. In jenes Verfahren musste sich der Fußball-Oberligist nach dem 5:0 bei Thüringen Jena begeben, weil dieser angeblich keine Pässe vorweisen konnten. "Die Berufung von Jena war eine klare Niederlage für den Sport", ärgerte sich Vereinspräsident Holger Gabe nach dem deutlichen Sieg in Jena immer noch. Erst vor einer Woche einigten sich beide Vereine auf einen Vergleich. "Jena trat mit Anwälten auf und versuchte alles. Da wollte ich mit einem Vergleich auf Nummer sicher gehen", so Gabe weiter. Wacker Gotha muss nun an Jena 2100 Euro überweisen.

Diese Summe spielte sich durch das Thüringen-Pokalspiel gegen Erfurt leicht ein. Bei 1334 Zuschauern und einem Eintrittspreis von 9 Euro (7 Euro ermäßigt) belaufen sich die Einnahmen auf etwa 10.000 Euro, die mit den Erfurtern nicht geteilt werden müssen.

Die Turbulenzen im Vorfeld übertrugen sich auch auf das Spielfeld. Mit sieben Feldspielern musste Gotha das Spiel beenden. Besonders bei Gothas Michael Habichhorst brannten die Sicherungen durch. Als Schiedsrichter Oliver Lossius dem ehemaligen Erfurter nach einem wiederholten Foulspiel mit Gelb-Rot vom Platz stellen wollte, ging dieser mit einem Kopfstoß gegen den Unparteiischen vor. Diese Aktion erinnerte an das gleiche Vergehen von Zinedine Zidane beim WM-Finale 2006 gegen den Italiener Materazzi (63.). "Da wird sich das Sportgericht mit der Sachlage beschäftigen", so Ulrich Hofmann vom Thüringer Fußballverband.

Kurioserweise traf nach dieser Dezimierung Wackers Höhn unbedrängt per Kopf zum 1:1-Ausgleich (70.) und egalisierte den Führungstreffer von Drexler aus der ersten Halbzeit (40.). Doch Gotha schwächte sich weiter. Ein unnötig grobes Einsteigen im Mittelfeld von Göschick gegen Caillas bedeutete die zweite rote Karte (74.). Erfurt drängte noch mehr auf die Entscheidung, um einer Verlängerung aus dem Weg zu gehen. So traf erst der eingewechselte Zedi, der als Stürmer fungierte, aus kurzer Distanz zum erlösenden 2:1 (85.). Pfingsten-Redding machte per Elfmeter, nach einem Foul von Heim an Weidlich, alles klar und Bischof holte sich nach Meckern den dritten Platzverweis ab (90.).

"Das war kein gutes Spiel von uns, aber im Pokal zählt halt nur das Weiterkommen", so Erfurts Trainer Stefan Emmerling. Sein Gegenüber Holger Bühner war sich bereits sicher: "Ich hoffe, Erfurt wird sich im DFB-Pokal würdig präsentieren." Zwei Siege werden dafür jedoch noch benötigt.

In der dritten Liga wollen die Erfurter am Freitag in Unterhaching wieder punkten.


Marko Deicke / 14.11.11 / TA


Quelle: TLZ + TA